Wir Juden werden von Christen oft gefragt, weshalb wir nicht an Jesus (als den "Erlöser", den "Messiach" und "Gottes Sohn") glauben. Wer danach sucht, findet auf diese Frage viele Antworten, wobei sich die meisten auf unterschiedliche Interpretationen von Stellen im Tanach (der ungefähr dem AT entspricht), insbesondere bei den Propheten, beziehen.
Hier will ich jedoch einen anderen Grund beschreiben, einen, der auf einer psychologischen Betrachtung basiert und der dem Kern der Sache wohl näher kommt.
Meine Betrachtung bezieht sich auf ein unterschiedliches Verständnis bereits bei den ersten Abschnitten der Bibel, dem sogenannten "Sündenfall". Alles Weitere sind (psychologische) Folgen dieser unterschiedlichen Interpretationen.
Um den Unterschied klar und einfach verständlich darzulegen, werde ich eine etwas vereinfachte, plakative und typisierte Sprache verwenden.
1. Die christliche Sicht
Christen betrachten den "Diebstahl der Apfels vom verbotenen Baum" als Sünde: Adam und Eva haben Gottes Verbot missachtet und, verführt von einer "Schlange", diesen Apfel trotz eines strikten Verbots gegessen.
Gottes Strafe folgte sofort: Adam und Eva wurden aus dem Paradies vertrieben. Seither leben wir Menschen in einer Art Bestrafung, belastet durch diese Sünde, eine Erbsünde.
Von dieser Sünde wollen Christen, verständlicherweise, erlöst werden. Sie suchen nach dieser Erlösung und in Jesus haben sie sie gefunden: Er erlöst gläubige Christen von alten Sünden, indem er alle Schuld auf seine eigenen Schultern nimmt. Wer an ihn glaubt, wird später "zurück ins Paradies" gelangen.
-> Problem gelöst!
2. Die jüdische Sicht
Es gibt keine allgemein gültige "jüdische Sicht", sondern sehr viele unterschiedliche Meinungen. Doch wie viele Juden (wohl die meisten) diesen Abschnitt aus der Torah verstehen, beschreibt er in einer Art Bildersprache den Moment der Evolution, als sich das Menschentum von der Tierwelt getrennt hat.
(Darüber, warum G'tt uns erst den Genuss dieser Frucht verboten hat, habe ich bereits hier geschrieben, denn auch dies ist eine sehr interessante Frage)
Zuvor, im "Paradies", wussten wir nichts über Ethik und Moral, über "Gut und Böse". Wir "sprachen die Sprache der Tiere", zum Beispiel in der Unterhaltung Evas mit der "Schlange", wir gingen nackt durch die Welt, kannten keine Scham und lebten in völliger Unschuld.
Tiere kennen keine Schuld. Sie folgen ihren Instinkten und befriedigen ihre körperlichen Bedürfnisse ohne sich um Ethik und Moral zu kümmern. Sie sind und bleiben unschuldig. Doch nach dem Konsum vom "Baum der Erkenntnis" war für Adam und Eva damit nun Schluss: Bereits unmittelbar danach meldeten sich Scham und Schuldgefühle.
-> Ende des "Paradieses"
3. Sünde oder nicht?
Wenn wir diesen Schritt in der Evolution als Sünde betrachten, wenn wir uns ins "Paradies", in die "sündenfreie Tierwelt", zurück sehnen, dann sind wir froh um einen Erlöser und glauben gerne an ihn: Er wird uns dorthin zurück führen.
Wenn wir das jedoch nicht tun, dann brauchen wir keinen solchen Erlöser. Wovon auch sollte er uns erlösen? Wir Juden glauben ohnehin nicht an eine Erbsünde, sondern sind davon überzeugt, dass letztendlich jeder Einzelne an seinen eigenen Taten gemessen und beurteilt werden wird. Wir können das nicht wegdelegieren.
Hier haben wir ist eine einfache, wohl die einfachste, Erklärung, weshalb wir Juden nicht an "Jesus" glauben: Wir brauchen ihn nicht! Er, oder etwas Ähnliches, hat für uns schlicht keine Bedeutung.
Ein Thema, worauf ich mich schon vor 20 Jahren spezialisiert hatte. Auch bzgl vergewaltigte Prophetien.
Jesus, wenn es ihn denn überhaupt gab, hatte die Torah verändert, worauf lt G'ttes Anweisung der Tod steht. Brach mehrmals den Schabbat, auch Todesstrafe. Ist er ans Kreuz genagelt worden, dann zu Recht.